Georg Philipp Telemann und die polnische Musik
Nach der Krönung des sächsischen Kurfürsten August des Starken zum polnischen König wurde das Reisen des Hofstaates zu einem bedeutenden Bestandteil der Amtsausübung und der staatlichen Präsenz. Unterwegs mit dem Herrscher waren dabei nicht nur die Höflinge und deren Damen wie auch die Minister und Beamten, sondern – bei einem kunstsinnigen Fürsten nur natürlich – ebenso die Musiker der sogenannten „Pohlnischen Capelle“.
Auf dem langen Weg zur Residenz in Warschau machte der König gern Station am Hofe seines Kabinettsministers Graf Erdmann II. von Promnitz in Sorau, wo seit 1704 Georg Philipp Telemann als Hofkapellmeister wirkte. In Telemanns (von Johann Mattheson in seiner „Grundlage einer Ehren-Pforte“ veröffentlichten) Selbstbiographie liest man dazu: „Das gläntzende Wesen dieses auf fürstlichem Fuß neu=eingerichteten Hofes munterte mich zu feurigen Unternehmungen, besonders in Instrumentalsachen […]. Ich lernete […] die polnische und hanakische Musik in ihrer wahren und barbarischen Schönheit kennen. […] Man sollte kaum glauben, was dergleichen Bockpfeiffer oder Geiger für wunderbare Einfälle haben, wenn sie, so oft die Tantzenden ruhen, fantaisiren. Ein Aufmerckender könnte von ihnen in 8 Tagen Gedancken für ein gantzes Leben erschnappen.“
Zudem verband Telemann in seiner Kammermusik die Elemente und Formen des italienischen und französischen Stils auf höchst experimentierfreudige Art: „Aufs Triomachen legte ich mich hier insonderheit, und richtete es so ein, daß die zwote Partie die erste zu seyn schien, und der Baß in natürlicher Melodie, und in einer zu jenen nahe tretenden Harmonie, deren jeder Ton also, und nicht anders seyn konnte, einhergieng.“ So entstand etwas ganz Neues – der „Vermischte Geschmack“ oder „Vermischte Stil“. Mit galanter Leichtigkeit, voller Humor und Ernsthaftigkeit eröffnet sich in diesen Kompositionen eine an virtuoser Brillanz und Farbigkeit reiche musikalische Welt. Doch Telemanns Schalk ist nicht zu überhören: Hier erklingt ein folkloristischer Bordun, dort ein rustikaler Volkstanz oder selbst die Imitation einer Jagdmusik durch dafür ganz und gar untypische Instrumente.
Ulrike Wolf | Travers- und Blockflöte
Karen Marit Ehlig | Violine
Robert-Christian Schuster | Fagott
Weitere Programme mit Clarabella
Mit einem Geschmack fürs Majestätische und Sanfte – Viole und Flauti unter sich
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